26.10.2017 - „Blühende Landschaften – Mehr Vielfalt für Ehringshausen draußen“
Wie bei dem ersten Treffen (Runder Tisch zu oben genanntem Thema am 06. März 2017) vereinbart, fand nun die 2. Runde zu der Thematik im kleinen Saal der Volkshalle in Ehringshausen statt. Dazu hatte die Gemeinde eingeladen. 21 Interessenten, Vertreter der Gemeinde, einschließlich des Bauhofs, Landwirte, Naturschützer, Mitglieder eines Obst- und Gartenbauvereins, Imker, Jäger waren der Einladung gefolgt. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Jürgen Mock hörten und sahen die Teilnehmer einen Kurzvortrag des 1. Vorsitzenden des Naturschutzrings Ehringshausen (NRE), Helmut Weller, der die Ergebnisse der Bemühungen in den etwa letzten sieben Monaten zusammenfasste. So wurden über das Engagement des NRE zwei Ackergrundstücke mit einer standortgerechten Blühmischung eingesät, wobei nur „dünn gesät“ wurde, um das im Boden vorhandene Samenreservoir der Ackerflora mit zu aktivieren. Dies konnte Weller anhand mitgebrachter Bilder zeigen. So kam auf einer Fläche in der Gemarkung Breitenbach sehr viel Kornblume zur Blüte, wogegen eine Fläche in Kölschhausen zur gleichen Zeit eine große Menge blühende Kamille zeigte. Außer diesen Flächen wurden andere Ackergrundstücke von einzelnen konventionell arbeitenden Landwirten im Rahmen des sogenannten „Greening“ (das EU-Recht verlangt, dass landwirtschaftliche Betriebe ab 15 ha Ackerland ab dem Jahr 2015 grundsätzlich zunächst fünf Prozent ihrer Ackerflächen als ökologische Vorrangflächen bereitstellen. Diese Flächen müssen im Interesse des Umweltschutzes genutzt werden) mit Phacelia bestellt. Außerdem hatte ein Biobetrieb auf mehreren Flächen Blühmischungen ausgebracht. Auch die Gemeinde hat sich positiv beteiligt. So wurde vom Bauhof eine bisher regelmäßig gemulchte Fläche an der Landesstraße von Ehringshausen nach Kölschhausen zu einer Blühfläche umgestaltet. Besonders hier stand auch der Gedanke des Werbungmachens für die Aktion mit im Vordergrund. Des Weiteren wurden vom Bauhof innerorts Blühflächen, z.B. auf einzelnen Friedhöfen angelegt. Der Obst- und Gartenbauverein Daubhausen hat durch Blühsamenverteilung an die Mitglieder versucht, diese zur Umgestaltung ihrer Gärten zu animieren, nach dem Motto „Weniger Rasengrün - dafür mehr Wildblumen im Garten“. Weller zeigte mit mehreren Bildern und erläuterte mit seinem Kommentar die positive Wirkung der Blühflächen für die Insektenfauna und auch für höhere Tiere, wie Vögel und Säugetiere. So konnte er von einer Neuntöterbrut am Rande des Ackers in Kölschhausen und von dem Aufenthalt von Braunkehlchen dort im Herbst berichten. Er stellte auch fest, dass, auch wenn die Aktion in den Augen von Botanikern nicht unbedingt auf Begeisterung trifft, dennoch das Anlegen von Blühflächen dem Aufgreifen eines Strohhalms in Sachen „Schaffen von mehr Vielfalt“ bedeutet. Für das kommende Jahr haben sich weitere interessierte Landwirte und auch Jäger aus Katzenfurt und Breitenbach gemeldet, die bei der Aktion mitmachen wollen. Bei der Aussaat soll besonders Wert auf die Verwendung heimischer Samen gelegt werden. Zum Schluss des Berichts von Weller kam auch der intensive Mulcheinsatz des Gemeindebauhofs zur Sprache. Er stellte fest, dass die Gemeinde in diesem Jahr diesbezüglich viel mehr getan hat als zum Beispiel HessenMobil, von deren Einsatzabteilung zahlreiche Straßenränder erst in der letzten Woche gemulcht wurden, wodurch über die ganze Saison Wildblumen am Straßenrand ihre Wirkung entfalten konnten. Weller lobte dieses Vorgehen ausdrücklich. Der Mulcheinsatz seitens der Gemeinde wurde von Bürgermeister Mock mit dem Argument begründet, dass Bürger sich regelmäßig über ungepflegte Zustände entlang der Wege bei der Verwaltung beschweren und der Bauhof deshalb handeln müsse. Auch das durch das Mulchen zu erreichende Zurückdrängen sogenannter „Unkräuter“, wie etwa des Jakobskreuzkrautes wurde thematisiert. Nach kurzer Diskussion zum Thema „Mulchen“ gaben die Mitarbeiter des Lahn-Dill-Kreises, Abteilung für den ländlichen Raum, vom Fachdienst Landschaftspflege, Björn John und Oliver Ginzler-Donner eine Übersicht bezüglich der öffentlichen Fördermöglichkeiten für Landwirte sowie ein Statement zum Sinn der Blühflächen aus Sicht des Naturschutzes und der Landwirtschaft, wie auch eine Übersicht bezüglich der Veränderungen in der Landwirtschaft in Ehringshausen in den letzten Jahrzehnten. Es gibt immer weniger Betriebe, die immer mehr Flächen mit großen Maschinen, bearbeiten müssen, um die witterungsbedingt oft kurzen Zeitfenster zu nutzen und damit die Flächen auch mit weniger Arbeitskräfte weiter in der Bewirtschaftung bleiben. Nach dem interessanten Fachvortrag der Behördenvertreter folgte eine lebhafte Diskussion, in dem das Mulchen von Flächen in den Außenbereichen erneut aufgegriffen wurde. Breiten Raum bei den Diskussionen nahm die Frage von Landwirten ein, ob ggf. in weniger flurbereinigten, kleineren Gemarkungen Wiesenwege ackerbaulich mit genutzt werden und dafür direkt am Rand der dann vergrößerten Flächen Ausgleichsmaßnahmen (ggf. Ackerstreifen ohne Chemieeinsatz) stattfinden könnten. Man war sich einig, dass dies weiterer intensiver Beratungen unter den hauptsächlich Beteiligten bedarf. Ebenfalls einig waren sich alle, dass mit der Fortsetzung der Aktionen mehr Öffentlichkeitsarbeit betrieben, und dass die Einrichtung „Runder Tisch“ fortgesetzt werden soll. Die nächste Runde ist etwa für den März 2018 geplant.